Der Klostergarten – Heilpflanzen und Kräuter

Der Kostergarten wurde ursprünglich als Nutzgarten zur Selbstversorgung angelegt. Er bestand aus Kräutergärten, Heilpflanzenbeeten, Gemüsebeeten und Blumen- und Baumgärten. In den Blumengärten wurden Gewächse wie die Rosen, Schwertlilien, Salbei, Veilchen, Weinraute und viele mehr angepflanzt, die unter anderem dem Altarschmuck, und der Marienvehrung dienten. Auch wurden einige Pflanzen zur Abwehr von Unheil verwendet, wie zB. Beifuß, Joahnniskraut.
Die ersten Klostergärten entwickelten sich in der römischen und griechischen Zeit und haben sich fortan weiterentwickelt. Der erste historisch nachweisbare Klostergarten ist um 750 – 821n.Chr. die Anlage des Abtes Benedikt von Ariane.

Camera IconEindrücke aus Klostergärten

Pflanzen aus dem Klostergarten -Heilkunst und Kräuter

Bei der Entwicklung der Pflanzen- und Heilmittelkunde spielte der Klostergarten eine große Rolle. Der Anbau von Pflanzen, deren Verbreitung in Natur- und Kulturlandschaft, die Verwendung im Alltag, in der Ernährung, Medizin und Kultur wurde durch die Klostergärten maßgeblich beeinflusst. Auch die Heil- und Arzneikräuter und ihre Nutzungsmöglichkeiten wurden durch die Mönche rasch verbreitet. Da die Klöster nach Spiritualität und Selbstheilung strebten wurde eigenes Wissen über die Heilkunst und die Kräuter wichtig. Auch die langen Lieferzeiten von Heilpflanzen über die Handelswege und die hohen Preise spielten eine große Rolle die Heilkräuter selbst anzubauen.
Oftmals wurden die Kräuter in einem “herbularius“, in einem eigenem Beet angelegt und gepflegt. Im späten Mittelalter wurde die Anpflanzung der Heil- und Arneipflanzen ausgeweitet und in eigenen Apotherkergärten angepflanzt. Durch die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Kräuter erfuhr die Heilkunde große Wertschätzung und der Klostergarten wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem besonderen Ort, der ganzheitlich auf die Gesundheit wirkt, so heilt er Körper, Geist und Seele
Durch den Austausch der Mönche untereinander entwickelte sich ein reger Wechsel von Pflanzen und Samen. Das gesammelte botanische Wissen wurde weitergegeben. Im 16.Jahrhundert wurden zunehmend Kräuterbücher geschrieben, in denen das erlangte Wissen festgehalten wurde. In dieser Zeit entwickelten sich auch die botanischen Gärten, die die Forschung an den Universitäten anregte, es stand jedoch noch alles in der Tradition der Klostergärten. Aus den Erfahrungen der Heilmittelkunde der Klöster entwickelten sich die weltlichen Apotheken. Auch eine Vielzahl an Heilpflanzen wurde in die bäuerlichen Hausgärten übernommen. (Fenchel, Dill, Liebstöckel…) Mit der Entdeckung Amerikas fanden auch neue Pflanzen wie Tomaten, Paprika, Bohnen, Kartoffeln, Mais oder Kürbis ihren Weg in die Klostergärten. Durch die zunehmende Verweltlichung passte sich auch der Klostergarten der Zeit an und entwickelte sich weiter. Auch heute noch gibt es zahlreiche Klosterprodukte aus früherer Zeit, wie zB. den Melissengeist oder das Kölnisch Wasser.
Gemäß der Regel des Benediktinerordens sollte er der Selbstversorgung dienen:

“Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle, Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können“ ― (Benediktregel, Kapitel 66).

Hildedgard von Bingen

Eine bekannte Persönlichkeit der Klostergärten ist die Benediktinerin Hildegard von Bingen.(1098 – 1179) Sie gilt als eine Universalgelehrte ihrer Zeit, wird als erste deutsche (Natur-) Ärztin bezeichnet, und in der röm-kath. Kirche als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Sie kombinierte das damalige Wissen über Pflanzen und Krankheiten mit der Volksmedizin und verwendete erstmals die volkstümlichen Pflanzennamen. Auch Edelsteine und Metalle wurden in ihren Behandlungsempfehlungen miteinbezogen. Hildegard von Bingen war weit über die klösterliche Gemeinschaft hinaus bekannt. Viele Menschen suchten sie auf um sie um Rat und Hilfe zu bitten. Sie verfasste mehrere Bücher; unter anderem ein Buch über die Entstehung und Behandlung von verschiedenen Krankheiten und ein weiteres „Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum“ Buch vom inneren Wesen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe, Kreaturen und Pflanzen. Ihre Werke zählen zu den Standardwerken der esoterisch orientierten Naturheilkunde. Hildegard von Bingen gildt als „Schutzheilige der Krankenschwestern und Krankenpfleger“.Heute wird für verschiedene Kräuterteemischungen, Nahrungsmittel, Kosmetika, Bücher und vielem mehr mit dem Namen Hildegard von Bingen geworben.