Der Obstgarten – ein besonderer Nutzgarten
Im großzügigen Schatten der eigenen Bäume zu sitzen, sich zu entspannen und am Anblick der vollen Obstbäume mit ihren üppigen Früchten zu erfreuen, das frische Obst gleich vom Baum oder Strauch zu ernten und zu genießen, zu wissen, wo das Obst herkommt – das ist der Traum vieler Gartenbesitzer.
Der Obstgarten liefert wertvolle Vitamine vom Sommer bis zum Herbst, man kann ausgereiftes Obst, das köstlich nach Sonne und Garten schmeckt, ernten, einlagern und für den Winter verarbeiten. Erdbeeren aus dem Mittelmeerraum, Äpfel aus Down Under, Kirschen aus Südeuropa – mit einem eigenen Obstgarten sagt man „Nein danke“ zu unreifen, vitaminlosen Früchten, die nach nichts schmecken, zu weiten Transportwegen und langen Lagerzeiten.
Viele Obstsorten lassen sich heutzutage bereits auf kleinem Raum anbauen, platzsparende Varianten wie Säulen- oder Doppelsäulenbäume, Spindel- und Buschbäume machen dies möglich. Auch an Mauern oder Wänden können an Spalieren Wein, Birnen, Äpfel oder Aprikosen mit gutem Erfolg gezüchtet werden.
Impressionen aus dem Obstgarten
Geschichte des Obstgartens
Bereits zu Anfang der Menschheit zählten wildwachsende Früchte zur täglichen Nahrung unserer Vorfahren. Es wird angenommen, dass Beeren (Himbeeren, Heidelbeeren, Holunderbeeren) bereits um etwa 8000 v.Chr. in Wäldern oder einfachen Gärten im heutigen Europa regelmäßig geerntet wurden. Mit Beginn des Ackerbaus begann man auch, gezielt Obstbäume und Sträucher anzupflanzen. In der Neuzeit wurden weltweit große Obstbaugebiete angelegt, um die Versorgung der Städte zu gewährleisten und Obst zu exportieren. Die Hauptregionen dieser Gebiete sind Österreich, Italien, Frankreich und Deutschland. Je nach Region werden unterschiedliche Obstsorten angepflanzt.
Traditionelle Obstsorten aus dem mitteleuropäischen Obstgarten
- Apfel
- Quitte
- Kirsche
- Pflaume
- Marille
- Johannisbeere
- Himbeere
- Brombeere
- Erdbeere
- Nüsse (Walnuss, Haselnuss)
Der Botanische Obstgarten Heilbronn, Deutschland
Der Botanische Obstgarten von Heilbronn entstand ursprünglich aus einer Arbeitsanstalt für Jungen, die im Jahr 1859 gegründet wurde. Durch die Industrialisierung verarmten viele Menschen. Um vor allem die Kinder vor diesem Schicksal zu bewahren, wurde vom Armenversorgungsverein die Arbeitsanstalt gegründet. Dort vermittelte man den Kindern insbesondere Wissen über Handwerk und Gartenbau. Als der Verein 1934 aufgelöst wurde, nutzte man das Areal als Baumschule. Erst Ende des 20. Jhdts. wurde auf eine Bürgerinitiative hin eine „ökologisch bewirtschaftete Gartenanlage mit Arboretum, Schul- und Schaugärten“ errichtet. Der Obstgarten ist mit regionalen Obstgehölzen, Beerenobststräuchern und Ziergehölzen bepflanzt. Blumenbeete schmücken den übrigen Garten und sind alle mit einem Namen versehen („Sonnenanbeter“, „Licht und Schatten“, Blatt und Blüte“…). Mehrere Schaugärten bilden den Kern des Gartens, dort wurden auch verschiedene Bauwerke wie ein Musikpavillon oder ein Sandsteintempel errichtet. Als Schaugärten kann man neben anderen einen Bauerngarten, Kräutergarten oder Schulgarten besichtigen. Auf dem gesamten Gelände gibt es 14 historische Gartenhäuser und Lauben, deren Bauzeit sich vom 16. bis ins 20. Jahrhundert erstreckte und die alle gesellschaftlichen Schichten widerspiegeln. Der Botanische Obstgarten wird durch die Stadt Heilbronn sowie Spenden und Stiftungen finanziert.