Der Zen Garten – Gestaltung und Geschichte

Zen Garten, Gestaltung mit Steinen - Steinweg, Besonderheit der japanischen Gärten Gestaltungselemente des Zen Gartens
Zen Garten, Ryoanji Tempel Zen Garten, Ryoanji Tempel

Ob man das Leben lachend oder weinend verbringt, es ist dieselbe Zeitspanne.
Zitat aus dem Zen-Buddhismus, das wunderbar die Dualität beschreibt, nach denen die Zen Gärten gestaltet sind.

Die klassische Bezeichnung für diese Art der japanischen Gartengestaltung lautet Kare-san-sui. Die Tradition dieser Gärten entspringt direkt der chinesischen und japanischen Kultur bzw. dem Taoismus. Nach diesem kulturellen Verständnis stehen sich die verschiedenen Elemente dieser Welt nicht im Gegensatz gegenüber, sondern vervollständigen sich gegenseitig, dienen einander zur Erreichung vollständiger Harmonie. Genau diese Verschränkung der Dinge soll der Zen Garten widerspiegeln.
Zur Darstellung des vollständigen Yin und Yang lautet die erste Regel eine unverfälschte Darstellung der Natur. Zu diesem Zwecke dürfen keine geraden Zahlen im Zen Garten auftauchen. Die Anordnungen der Steine, welche für die Berge stehen, bilden sich meist aus 5, 7 oder 11 in ihrer Anzahl. Diesem Symbol für Berglandschaften stehen die Wellenlinien im Sand bzw. Kies als Wasser im Trockenlandschaftsgarten gegenüber. Bei der Anordnung ist es besonders wichtig, dass die Linie erst gezogen werden, nachdem die Steinformationen platziert wurden. Nur das entspricht dem natürlichen Lauf der Dinge. Was jedoch meist bei dieser symbolhaften Darstellung der Natur fehlt, ist die Pflanzenwelt, welche wir aus unseren eigenen Gartenanlagen kennen. Im Japangarten besteht die einzige Flora aus Moos, einem Symbol für Alter und Weisheit. Nur in Ausnahmefälle können Bäume das Bild abrunden um als wachsende Objekte das Leben zu repräsentieren. Die Kernelemente sind also Formen und Steine.
Abgesehen von diesem einfachen Regelwerk darf die Kreativität bei der Gartengestaltung frei fließen. Wegen dieser Freiheit entstanden in der Geschichte und überall auf der ganzen Welt beeindruckende und einmalige Zen Gärten, die wahre Entspannungszentren darstellen. Das Verweilen in einem Zen Garten oder das Rechen des Sandes gelten sogar als eine besondere Art der Meditation. Doch was macht diesen besonderen Status japanischer Gärten eigentlich aus?


Wussten Sie?
Die Fibonacci Folge findet sich außergewöhnlich oft in der Natur. Tannenzapfen und Sonnenblumen sind gemäß dieser scheinbar zufälligen Zahlenfolge aufgebaut und die häufig in Zen Gärten anzutreffende 5 gehört auch zu der berühmten Zahlenfolge.



Der japanische Garten: Von der Tradition zum weltweiten Trend

Das Element Wasser im japanischen Garten Das Element Wasser im japanischen Garten
Japanischer Garten in Chicago Japanischer Garten, Chicago

Die besondere Betrachtungsweise des Taoismus, das Yin und Yang, haben wir bereits erwähnt, um den Aufbau des Trockengartens darzustellen. Aber dieses Prinzip findet noch auf ganz andere Weise Ausdruck in japanischen Gartenanlagen. Verschiedene Punkte in diesen Gärten wirken unterschiedlich, wenn der Betrachter die Perspektive wechselt. Dies entspricht genau dem Kern der taoistischen Philosophie. Gegensätze sind eigentlich ein und das selbe, nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.
Genau diese Sichtweise auf unser Leben und unsere Umwelt wollen die japanischen Gärten vermitteln. Es ist tatsächlich davon die Rede, die Gartenkunst aus Japan zu „lesen“. Dieses Vokabular ist angebracht, wenn ein Gestaltungselement in den japanischen Gärten beispielhaft unter die Lupe genommen wird. Gerade bzw. flache Wege finden sich bei dieser Form der Gartengestaltung nur, wenn auf die Hervorhebung einer solch einzigartigen Perspektive bzw. Blickwinkel auf einen Gartenteil hingewiesen werden soll. Ansonsten sollen die Wege eher eine gewisse Spannung bei der Entdeckung der Gartenanlage aufbauen. Dies wird durch Steigungen und natürlich geschwungene Weggestaltung erreicht.
Geprägt wurde diese Tradition der Gartengestaltung von den Staatsoberhäuptern im asiatischen Raum. Die ersten Vorbilder wurden von chinesischen Kaisern schon rund um das Jahr 0 geschaffen, obwohl die damaligen Ansätze bestimmt nicht ausgereift waren. Künstlerischer wurde die Gartenkunst dann in Japan, in der Nara-Zeit. Die damalige Hauptstadt Nara war zwar von chinesischer Gartengestaltung geprägt, aber das reichte den damaligen Entscheidungsträgern und Gärtner noch nicht ganz aus. Eigene Ideen formten sich aus und legten den Grundstein für das, was wir heute als japanische Gartenkunst bezeichnen und vielerorts, auch in Europa, erleben und genießen dürfen.

Wussten Sie?
Der Japanische Garten des zusammenfließenden Wassers in Berlin, Deutschland ist einer der schönsten Zen Gärten in Europa und zudem ein Gemeinschaftsprojekt der Städte Berlin und Tokyo. Dadurch ist auch die Authentizität der Gartengestaltung sichergestellt.

Die Elemente des Zen Gartens

Linienmuster
Symbolisieren die verschiedenen Zustände die erreicht werden sollen. Spialen – EnergieverstärkungWellenlinien – schnelle Veränderungen, Glätter – Beruhigung… Anfang und Ende sind nicht erkennbar, Linien fließen ineinander.

Bäume
Symbolisieren durch ihr Wachstum das Leben.

Steine
Keine Symmetrie oder geometrische Muster in der Anordnung. Meist werden 5-7 Steine als Steingruppe zusammen platziert.

Moos
Steht für das Alter und die Weisheit und ist zumeist die einzige Wuchsform die verwendet wird.

Besonderheiten des Zen Gartens

  • Keinerlei Geometrie
  • Keine ungeraden Zahlen
  • Bevorzungung der Zahlen 5, 7, 11
  • Gruppenbildung der Steine
  • Gegenpol der Gruppenbildung: einzelne Felsen
  • Muster in Kies und Sand
  • Unterschiedliche Größen der Felsbrocken