“Als erstes hat Gott der Allmächtige einen Garten angelegt”

… meinte Sir Francis von Verulam Bacon, ein englischer Philosoph, Essayist und Staatsmann des 16. Jahrhunderts. Wahrscheinlich wählte Gott für sein erstes Werk zufällig England aus. Kein anderes Land in Europa übt auf Gartenliebhaber eine solch magische Anziehungskraft aus, wie das britische Königreich, das als Wiege der europäischen Gartenkultur gilt. Gärten haben in England eine lange Kultur, doch erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts emanzipierte sich ein eigener, neuer Gartenstil auf der Insel.

Die schönsten Gärten und magischen Orte Englands

In England gibt es hunderte wunderschöne Gärten zu bestaunen. Einige davon sind besonders magische Orte, an denen die Kraft des Gartens seinen ganzen Zauber entfaltet. Wer eine Reise nach England unternimmt, sollte diese Orte nicht verpassen. Wichtig dabei ist dass ein Gartenbesuch in England nicht einfach nur „Pflanzenschauen“ist, sondern ein anregender Ausflug samt Tea-Time und nebenbei eine ganz wunderbare Möglichkeit, um Land und Leuten näherzukommen. Wir stellen Euch unsere Empfehlungen vor:

Stourhead Gardens - das "lebende Kunstwerk"

Kaum ein Garten auf der Welt ist magischer – und bekannter. Bereits bei ihrer Eröffnung im Jahr 1740 als „lebendes Kunstwerk“ beschrieben, sind die Gärten bei Stourton in Wiltshire rund 180 Kilometer südwestlich von London bis heute in all ihrer Pracht erhalten geblieben. Der vom Bankier Herny Hoare II geschaffene Garten gilt als gelungenstes Beispiel des frühen englischen Landschaftsgartens, inspiriert von den Malern des 18. Jahrhunderts. Das klassizistische Herrenhaus, die sanft geschwungenen Hänge, Spazierwege und weitläufigen Wälder bilden den idealen Garten, wie ihn die Maler des 18. Jahrhunderts ersannen. Ganzjährig geöffnet, ist Stourhead zu jeder Jahreszeit ein Muss für England- und Gartenfans. Auch der Chelsea Physic Garden in London ist einen Besuch wert.
Stourhead Gardens auf der Karte

Englichischer Landschaftsgarten Stourhead Garde

Kew Gardens - Royal Botanic Gardens

Zwischen Richmond upon Thames und Kew im Südwesten Londons erstreckt sich eine ausgedehnte Parkanlage mit zahlreichen viktorianischen Gewächshäusern – die Royal Botanic Gardens, auch Kew Gardens genannt. Sie gehören zu den ältesten botanischen Gärten der Welt und gehen zurück auf den exotischen Garten von Lord Capel von Tewkesbury, der diese im 18. Jahrhundert anlegte. Das 120 Hektar große Gelände beherbergt beispiellose Sammlungen exotischer Pflanzen aus aller Welt, einen königlichen Palast aus dem 17. Jahrhundert, eine Pagode und ein chinesisches Tor. Einerseits sind die Kew Gardens seit jeher üppiges Erholungsgebiet, zum anderen wichtiger Standort für die internationale botanische Forschung und Initiator für weltweite Umweltprojekte.
Kew Gardens auf der Karte

Viktorianisches Gewächshaus, Kew Gardens, England

Das Eden Project

Das Eden Project ist ein Gartenprojekt, welches im Südwesten Englands liegt. Die ersten Designideen und Planungskonzepte wurden im Jahr 1995 begonnen und der Garten öffnete im März 2001 zum ersten Mal seine Pforten. Das vom englischen Archäologen und Gartenliebhaber Tim Smith erdachte Eden Project wurde dabei in einer ehemaligen Kaolingrube in Cornwall aufgebaut. Auf einer Fläche von 50 Hektar werden über 100.000 Pflanzen aus mehr als 5000 Arten präsentiert. Neben dem großzügigen Außenareal befinden sich im Eden Project zwei Gewächshäuser.
Mehr über das Eden Project

Eden Projekt, Cornwall, England

Gartenreisen in England: „Our England is a garden“

Gartenreisen nach England, sind Entdeckungsreisen, die Verbindungen zwischen Landschaft, Klima und Menschen offenlegen.

„Our England is a garden“ schrieb Rudyard Kipling, der im Jahr 1907 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete englische Schriftsteller. Es wird gemunkelt, der Dichter habe das Preisgeld gleich in seinen wunderschönen Garten in Sussex investiert. Alle, die Gärten lieben, lieben England – so ist das Land alljährliches Reiseziel von Hobbybotanikern, Naturkundlern und Freizeitgärtner. Reisende haben in England die Qual der Wahl. Neben den hunderten öffentlichen Anlagen, finden sich im „Yellow Book“ des „National Gardens Scheme“ rund 3.700 private Gärten, die zu bestimmten Zeiten ihre Tore für Besucher öffnen.
Die beste Reisezeit hängt vom Schwerpunkt und dem Inhalt der Reise ab. In Cornwall blühen einige Parks bereits ab Mitte März, ein Besuch der Gärten von Dorset und Somerset ist von Ende Mai bis Juli ideal. Wer vor allem die Ruhe und Beschaulichkeit schätzt, wird auch noch auf Reisen im Herbst glücklich, z.B. in Cotswolds, dem idyllischen „Herzen Englands“.
Zahlreiche Reiseanbieter haben sich inzwischen auf Gartenreisen nach England spezialisiert. Einige Reisen werden von Botanikern oder Naturkundlern geleitet. Auch Gartenreisen nach England mit Schwerpunkt auf die architektonische Gestaltung oder die geschichtliche Entwicklung der Gärten werden angeboten. Ob Frühlingserwachen in Cornwall und Devon oder eine Reise zu den klassischen Gärten des 20. Jahrhunderts – auf einer Gartenreise in England oder auch in Schottland entdeckt bestimmt jeder sein eigenes, kleines „Paradies“.

Beliebte Ziele englischer Gartenreisen

 

Cornwall & Devon

Herrliche Küstenlandschaft, verwunschene Gärten und üppige Farben. Die Klassiker unter den Gartenreisen nach England sind besonders im Frühling wunderschön. Während Cornwall vom Golfstrom verwöhnt ist und sich viele Täler und Grünanlagen zum Meer hin öffnen, reicht Devon von der Englischen Riviera bis zum Hochmoor. Bekannte Gärten sind der Trebah Garden, The Lost Gardens of Heligan, Stourhead, Knightshayes Court, RHS Garden Rosemoor oder das Eden Project in St. Austell.

Rosemoor Gardens, Devon, England

Kent & Sussex

Die Grafschaften Kent und Sussex gelten als „Garden of England“. Nirgendwo auf der Insel gibt es mehr Anlagen zu erkunden – auch viele Privatgärten stehen Besuchern offen. Bekannte Adressen und unbedingte Stationen für eine Gartenreise sind der Pashley Manor Garden und Great Dixter.

Kent Gardens, Godinton Haouse, (c) Kent Gardens

Die reiche Geschichte der Englischen Gartenkultur

Ein Blick in die reiche Geschichte der englischen Gartenkultur macht deutlich, wie vielfältig die Grünanlagen Englands sind.

Entwicklung der Gärten im Barock

Während des Barocks lehnte sich der englische Garten an sein französisches Vorbild an: Eine strenge Geometrie, Ausrichtung hin zum Herrscher und Boskette aus Buchsbäumchen – eine Art Lustwäldchen innerhalb des geometrischen Schlossgartens – waren die typischen Kennzeichen des barocken Englischen Gartens. Doch schon im Barock begann jene Tradition, die anschließend in den Viktorianischen Gärten weitergeführt wurde, nämlich das Anpflanzen von Gewächsen aus fernen Ländern. Da England über eine große Seehandelsflotte verfügte, wurden Zitrusfrüchte und Tulpen importiert und erforscht.#

Typische Kennzeichen des englischen Landschaftsgartens der klassischen Phase

  • Naturähnliche, organische Bepflanzung
  • Geschwungene Wegführung
  • Fließende Übergänge in die Umgebung
  • Gärten sind frei von dekorativen Blumenrabatten
  • Keine strengen Formen, Linien und Symmetrie

Der englische Landschaftsgarten

Um 1720 befreite sich der englische Garten von den formalen Vorgaben. Parallel zur sich ändernden Gesellschaftsordnung und den neuen Strömungen in Philosophie und Malerei wurde der Landschaftsgarten zum Symbol für eine humane und liberale Gesellschaft. Der englische Moralphilosoph Shaftesbury bereitete mit seiner Interpretation der Natur als sittliche Macht dem englischen Landschaftsgarten den Weg. Der barocke Garten wurde zum Symbol politischer Unterdrückung und Willkür. Oppositionelle Adlige, Dichter und liberale Politiker waren die ersten, die neue, organische Landschaftsgärten fern von geometrischen Linien schufen. Der Dichter Joseph Spence definierte den Landschaftsgarten 1752 als „Gemäldegalerie unter freiem Himmel“. Der Ausdruck macht deutlich, dass sich die Gartengestaltung an der idealistischen Landschaftsmalerei des 17. Jh. orientierte. Als Vorläufer gelten außerdem die Gärten des Altertums, jene Chinas und Miltons Versepos „Parardise Lost“.

18. und 19. Jahrhundert

Während des 18. Jahrhunderts durchlief der englische Landschaftsgarten vier recht unterschiedliche Stilphasen, die auch die Gartengestaltung auf dem Kontinent beeinflussten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts bildete sich in England, parallel zur Erstarkung des Bürgertums, der Viktorianische Garten heraus. Gärtner wurden Hobby-Botaniker, Pflanzenjäger brachten exotische Gewächse nach England und so hielten allerlei exotische Pflanzen Einzug, die inzwischen wieder würfelformig und mit Blumenrabatten angelegt wurden.

Das könnte Sie noch interessieren