Dr. Martin Blochwitz und die “Anatomie des Holunders” (Teil 2)

Holunderbeere

Wer war Dr. Martin Blochwitz?

Dr. med. Martin Blochwitz (1602-1629) war ein deutscher Arzt, der 1602 vermutlich in Großenhain geboren wurde. Er entstammte vermutlich einer sehr wohlhabenden Familie, denn nach den Grundschuljahren wurde Martin Blochwitz am 25. September 1616 in die Fürstenschule Schulpforte bei Naumburg an der Saale unter der Schüler-Nummer 2385 aufgenommen und erlangte im Jahre 1622 die Hochschulreife. Anschließend, von 1622 bis 1626, studierte Martin Blochwitz erfolgreich Humanmedizin an der Universität Leipzig. Nach Erhalt der Doktorwürde am 04. Juli 1626 an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich als praktischer Arzt in Oschatz nieder. Hier starb Martin Blochwitz mit 27 Jahren am 10. September 1629. Die Todesursache ist bisher nicht bekannt. Zu dieser Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) grassierte die Pest in Sachsen und möglicherweise war diese Infektionskrankheit auch die Ursache für den ungewöhnlich frühen Tod des jungen Arztes.

Die Holunder-Wunderwelt

Die Oschatzer Jahre - und die Entstehung der „Anatomie des Holunders“

Die Oschatzer Jahre waren für Dr. Blochwitz eine sehr fruchtbare Zeit, schrieb er doch hier das erste umfassende Werk über die „Anatomia Sambuci“ – die „Anatomie des Holunders. Das Buch wurde 2 Jahre nach seinem Tod, vermutlich von einem Angehörigen der Familie, wahrscheinlich seinem Bruder Johannes Blochwitz, in Leipzig im Jahre 1631 in lateinischer Sprache veröffentlicht.
Dieses grundlegende Buch zum Holunder hat im ausgehenden Mittelalter vermutlich für erhebliches Aufsehen gesorgt, denn die Schrift gelangte nach ihrer Veröffentlichung in Deutschland nach England, wurde dort übersetzt und mehrfach, zuletzt 1677, auf Empfehlung der „British Royal Society“ publiziert. Die Bedeutung des Werkes wird auch daran erkennbar, dass der Königsberger Mediziner und Universitätsprofessor Daniel Beckhern der Ältere (1594-1655) die „Anatomie des Holunders 1642 in die von ihm wiederholt herausgegebene „Nützliche kleine Haus-Apotheke“ deutschsprachig aufnahm und der Öffentlichkeit vorstellte. Der Weg des Werkes über England und zurück nach Deutschland erklärt auch die unterschiedlichen Schreibweisen des Namens Blochwitz.
Das Buch befindet sich im Original im Besitz der Bibliothek der Harvard-Universität.

Die Anatomie des Holunders in der heutigen Zeit

Weitere Würdigungen erhielten die „Anatomie des Holunders“ und ihr Verfasser in jüngster Zeit. Die „BerryPharma AG“ veröffentlichte 2010 eine neue englische Übersetzung der 1677 in London erschienen „Anatomie des Holunders“, die amerikanische „ProQuest-Company“ legte ebenfalls 2010 ein Reprint der „Anatomie des Holunders“ von 1677 vor und Prof. Dr. Sepp Porta beschreibt in seiner 2012 erschienen „Holunder-Wunderwelt“ die Bedeutung der Erkenntnisse von Martin Blochwitz für die aktuelle Medizin.
Die mittelalterlichen Erkenntnisse von Martin Blochwitz, insbesondere über die medizinische Wirkung des Holunders, sind in den folgenden Jahrhunderten erweitert, korrigiert und mit wissenschaftlichen Methoden erforscht, verfeinert und belegt worden.

buch-holungderwunderwelt

Text von Dr. Manfred Schollmeyer

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