Dr. med. Martin Blochwitz und die „Anatomie des Holunders” (Teil 1)

Eine schwarze Holunder-Neuzüchtung erhielt in Österreich den Namen des Oschatzer Arztes Dr. Martin Blochwitz

Holunderblüte

Neue Holunder-Züchtung "Blochwitz"

Seit dem 23. Mai 2013 trägt eine österreichische Holunder-Neuzüchtung den Namen „Blochwitz“. Die „Steirischen Beerenobstgenossenschaft“ hatte gemeinsam mit der Feldbacher Firma „Obstbau Christandl“, anlässlich der Eröffnung des Holunderschaugartens „Holunder-Wunderwelt“ auf dem Kalvarienberg bei Feldbach die Taufe der Neuzüchtung „Klon B2“ in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste vorgenommen.

Steiermark - das weltweit größte Holunderanbaugebiet

Diese 1962 gegründete „Beerenobstgenossenschaft“, die mit 700 Vertragsbauern und ca. 1500 ha über das weltweit größte Holunderanbaugebiet in der Steiermark verfügt, produziert und vermarktet jährlich fast 10.000 Tonnen Beerenobst, das sind 50 % der Weltproduktion bei Kulturholunder. Der schwarze Edelholunder der Sorte „Haschberg“ ist dabei die wichtigste Beerensorte. Aus ihm werden Edelbrände, Fruchtsäfte, Marmeladen und Sirup hergestellt. Vorrangig wird der rote Farbstoff des Holunders aber „als natürlicher Frucht- oder Farbextrakt, Muttersaft und Saftkonzentrat in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie eingesetzt“, so die Aussage der Beerenobstgenossenschaftler.
Aufgrund seiner besonders in den letzten Jahr-zehnten erforschten Inhaltsstoffe mit ihren antibakteriellen und antiviralen Wirkungen, schätzt ihn auch die Pharmaindustrie als Nahrungsergänzungs- und Heilmittel. Und wer kennt heute nicht den Sommer-Cocktail „Hugo“? Gemixt aus Prosecco, auch trockener Weißwein ist möglich, und Holunderblütensirup.

Enge Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Sepp Porta

Die „Beerenobstgenossenschaft“ und ihre Mitglieder pflegen seit Jahren eine intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Grazer Endokrinologen und Stressforscher Professor Dr. Sepp Porta zur Erforschung der Heilkraft des Holunders, was auch die Bemühungen um Neuzüchtungen einschließt. Bei seinen Recherchen zur Geschichte des Holunders stießen der Grazer Mediziner und seine Mitarbeiter auf die Namen „Blockwich“, „Blockwitz“, „Blochwich“ und „Blochwitz“. Auf Vorschlag der Firma „Obstbau Christandl“ einigte man sich zunächst auf den Namen „Blockwitz“ und entschloss sich, einer Neuzüchtung, dem „Klon B2“, den Namen „Blockwitz“ zu geben. Zwangsläufig stellte sich natürlich die Frage nach der Herkunft und Bedeutung des neuen Namens.

Holunderwunderwelt

Der Holunder

Holunderwunderwelt
Holunderdolte
Holunderblüte

Die Suche nach Dr. Martin Blochwitz

Bei einem Deutschland-Urlaub im Sommer 2012 suchte Professor Dr. Porta auch unsere Stadt und die „Oschatz-Information“ mit der Frage nach einem Dr. Blockwitz auf. Leider aber erfolglos, denn der Name war bisher in Oschatz unbekannt. Professor Porta hinterließ jedoch das von ihm verfasste und sehr lesenswerte Buch „Holunder-Wunderwelt“ (ISBN 978-3-99052-014-7), das mir eher zufällig Monate später bekannt wurde. Die in diesem Buch niedergelegten Vermutungen zur Schreibweise des gesuchten Namen „Blockwitz“, seiner möglichen englischen oder sächsischen Herkunft und seiner Bedeutung für die Geschichte des Holunders konnte ich nach Recherchen in der Landesschule Pforta bei Naumburg (ehemals Fürstenschule Schulpforte), in den Universitätsarchiven von Leipzig und Basel und im Pfarramt der Oschatzer Aegidienkirche aufklären. Der Gesuchte war der Arzt Dr. med. Martin Blochwitz, der in Oschatz praktizierte und hier das weltweit erste Standardwerk über den Holunder schrieb. Aber mehr dazu in Kürze im 2. Teil.

holunderbook

Text von Dr. Manfred Schollmeyer

Autor

Von der Blüte bis ins Glas – Qualität aus erster Hand