Rebsorten und ihre Vorlieben im Weingarten

Rebsorten sind nicht einfach Gewächse, die man in jedem beliebigen Gebiet einpflanzen und sich dann ausgezeichnete Erträge erwarten kann – auch sie haben Ansprüche und Vorlieben, die man beachten muss, bevor man sie auspflanzt.

Weinblätter, Pfaffstätten, Österreich

Rebsorten sind nicht einfach Gewächse, die man in jedem beliebigen Gebiet einpflanzen und sich dann ausgezeichnete Erträge erwarten kann – auch sie haben Ansprüche und Vorlieben, die man beachten muss, bevor man sie auspflanzt. Wer einen Weingarten hat, muss auch perfekt über seine Rebsorte, seinen Untergrund und die klimatischen Bedingungen Bescheid wissen. In Betrachtung der steirischen Weinsorten – dem Sauvignon Blanc, Morillon, Weißburgunder, Gelber Muskateller, Welschriesling und Schilcher – kamen so einige Ansprüche und Charakteristiken zum Vorschein.

Das Familienweingut Polz

Die Charateristiken der steirischen Weinsorten

Sauvignon Blanc – ein Wein mit vielfältiger Stilistik

Die Steiermark setzt mit ihren warmen Tagen, den kühlen Nächten im Herbst, Schiefer mit vulkanischen Ausläuferböden die optimale Basis für einen aromatischen Sauvignon Blanc und einer präzisen Würze. Ob der unvergleichbare Geschmack den klassischen Lagen, dem Boden oder dem Klima zuzuordnen ist, ist noch nicht geklärt. Sollten Sie aber jemals einen Sauvignon Blanc des Jahrganges 1997 von der Lage Zieregg oder Kranachberg angeboten bekommen, greifen sie zu! Dieser Jahrgang verfügt über ein enormes Reifungsvermögen und unbeschreiblicher Qualität. In der Weststeiermark ist die Rebsorte von einer eher dunklen Würze geprägt, wobei in der Südsteiermark ein eher wärmerer Typ vorherrscht, der vor allem durch den kalkigen Untergrund der Lage Grassnitzberg geprägt ist. Bei der Lage Poharnig geht sie ein wenig in das Salzige, und die Lage Sulz verleiht dem Wein eine dezente exotische Note. Wie Sie sehen gibt es auch zwischen den einzelnen Lagen große Unterschiede im Geschmack. In der Südoststeiermark herrschen vermehrt kraftvollere und wärmere Weine vor, dessen Eigenschaften auf das pannonische Klima und den vulkanischen Bodeneinfluss zurückzuführen ist.

Morillon – eine Wein mit Komplexität

Der Morillon, das Synonym des Chardonnay, sehnt sich nach Böden mit Kalk und Lehm und starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen. Besonders wohl fühlt sie sich auf Kalkmergel und Opok – sie bezieht daraus Kraft, Tiefgründigkeit und einen unverwechselbaren Charakter. Die Lage Sulz bringt durch die warme Kessellage mit lehmig-kalkigen Böden würzige und saftige Weine hervor. Der sandige, durchlässige Boden der Lage Teigelsteiner bringt eher einen leichteren Morillon hervor, mit feiner Mineralik. Für einen kräftigeren Geschmack sollte man den Wein etwas länger in den Holzfässern lagern, damit sie ihre Struktur und Mineralität entwickeln können. Der Ausbau spielt daher auch eine wichtige Rolle, das befürwortet auch Armin Tement – „Chardonnay gehört zu den ‘gemachtesten‘ Weinen überhaupt. Ich muss das Terroir sehr wohl durch Maßnahmen im Ausbau hervorkitzeln. Aber je besser die Trauben sind, desto eher wirkt die Struktur des Weines und dann muss ich auch nichts mit Holz zukleistern.“

Weißburgunder – Problemlos zum Genuss

Der Weißburgunder bevorzugt warme, tiefgründige und kräftige Böden, ebenso wie trocken-warme Lagen. Im Anbau bereitet er wenige Probleme und weist durch die eher lange Reifezeit ein hohes Mostgewicht auf. Kalkige Böden wirken sich sehr gut auf die Aromatik des Weines aus. Die Rebsorte ist sehr erfolgreich, da sie auf nahezu allen Bodentypen eine recht gute Qualität hervorbringt. Sie treibt sehr früh aus und ist für Spätfrost im Frühjahr anfällig. Sie zählt zu den frühreifen Sorten und darf nicht zu spät geerntet werden, ansonsten würde es zu einem Absinken der Säure führen.

Weissburgunder, by Falk Lademann, flickr.com

Gelber Muskateller – anspruchslos aber doch empfindlich

So wenig Ansprüche die Rebsorte auch an den Boden stellt, so empfindlich ist sie auch hinsichtlich Frost und Krankheiten. Das heißt, dass sie sehr anfällig auf Odium und Botrytis ist. Durch die Frostempfindlichkeit ist es daher empfehlenswerter die Rebsorte an warmen Lagen anzupflanzen. Sehr prächtig gedeiht diese Sorte in Teilen der Südsteiermark. Sie eignet sich für fast alle Böden, mit Ausnahme von kalkreichem Untergrund und zählt zu den spätreifenden Sorten.

Welschriesling – eine enorme Qualitätsspanne

Diese Rebsorte benötigt vor allem tiefgründige, warme und nährstoffreiche Böden, ist trockenempfindlich und stellt hohe Ansprüche an die Lage. Bevorzugt werden warme, windgeschützte Lagen, die südlich ausgerichtet sind. Auch eine gesicherte Magnesiumversorgung im Boden ist wichtig, sowie eine ausreichende Wasserversorgung. Gegen Trockenheit reagiert die Sorte mit einem rückgängigen Triebwuchs. Trotz der hohen Ansprüche zählt der Welschriesling zu der ertragreichsten Sorte und ist, die in der Steiermark am meisten angepflanzte Rebsorte. Die Reifung erfolgt relativ spät. Ausgebaut wird sie zum Großteil trocken oder süß. Im Burgenland ist die Rebsorte des Öfteren die Basis für eine Beeren- oder Trockenbeerenauslese. Aber auch in der Sekterzeugung findet sie sehr häufig Verwendung – so gilt sie als eine Sorte, mit einer großen Vielfalt, von einfachen Schankweinen bis hin zu Prädikatsweinen.

Mehr über den Welschriesling

 

Foto: Alan Findlay, https://help.yahoo.com/kb/flickr/SLN25525.html?impressions=true Foto: Alan Findlay, https://help.yahoo.com/kb/flickr/SLN25525.html?impressions=true

Schilcher – eine Sorte mit geschützter Herkunftsbezeichnung

Der Schilcher ist ein Roséwein, der aus der Rebsorte, dem Blauen Wildbacher, gewonnen wird. Nur in der Weststeiermark darf er unter diesem Namen vermarktet werden. Die alte österreichische Sorte, die, wie man vermutet aus keltischer Zeit stammt, wird auf bis zu 600 Metern Seehöhe angebaut. Auf den Boden stellt die Rebe keine hohen Ansprüche. Jedoch benötigt die spätreifende Sorte warme und luftige Lagen. Der Schilcher neigt zu erhöhter Fäulnisanfälligkeit, was zu mittlerem bis niedrigen Erträgen führt.

Wie Sie sehen, sind die Rebsorten uns Menschen sehr ähnlich – auch sie haben hohe Ansprüche, denen man Beachtung schenken muss um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

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Autor

Für mich muss ein Wein authentisch sein. Er verkörpert eine Region, einen Lebensstil, eine Geschichte dahinter.