Wildheckenpflanzen im Garten

Die Wildheckenpflanze ist soviel mehr für den Garten. Sie liefert gesunde Wildfrüchte und ist Heimat & Nahrung für Amsel & Co. Aber hauptsächlich sind die schön anzuschauen und freuen jeden Gärtner, wenn sie blühen.

Holunderblüte

Ein Plädoyer für die Wildheckenpflanze

Hausgartenbesitzer und Gartenfreunde jeglicher Spezies sollten aktive Umweltaktivisten sein – sie verfügen über weitreichende Befugnisse.
Sie entscheiden, ob die langjährige Thujenhecke einer bezüglich Anblick und Duft freundlicheren Heckenvariante weichen darf – geht ruckzuck mittels Kleinbagger und einem Traktor samt Anhänger, welcher das Gehölz auf eine Deponie befördert – in die Ecke mit giftigen Gartenabfällen.

Eine große Auswahl wartet

Vorfreude kommt auf ob der großen Auswahl an Stauden, Blütensträuchern, Gräsern und Laub tragenden Heckenpflanzen, die zum Sichtschutz heranwachsen sollen.
Hoch wachsende Stauden (1 -1,4 Meter) eignen sich hervorragend für eine Abgrenzung der luftigeren Art: Schwertlilie, Rittersporn, Prachtspiere, Indianernessel, Rudbeckie, Aster, Eisenhut, Silberkerze ….
Blütensträucher, zwischen 1 und 5 Meter hoch, bilden nach einigen Jahren dekorative, dichte Hecken, die sich je nach Pflanze vom Winter über den Frühling bis zum Sommer mit Blüten und im Herbst mit bunten Blättern und manchmal Früchten schmücken: Winterjasmin, Zaubernuß, Schneeball, Kornelkirsche, Seidelbast, Sternmagnolie, Ranunkelstrauch, Flieder, Gartenjasmin, Rose, Hortensie, Schmetterlingsstrauch u. v. m..

Einheimische Gehölze

Winter-Schneeball

Die Hardliner unter den Umweltaktivisten jedoch suchen sich Wildheckenpflanzen aus, die schon seit Tausenden von Jahren bei uns heimisch sind und bei denen unzählige Tierarten Nahrung und Unterschlupf finden. Es berührt das Herz des beobachtenden Gartenfreunds, wenn die Jungvögel zu ersten Flugversuchen aus den Nestern starten, die die Vogeleltern in mit Dornen bewehrten Nistgehölzen eifrig gebaut haben: im Weißdorn, Feuerdorn, in der Schlehe und Hundsrose. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer und Insekten naschen mit Vorliebe am Pollen der Palmkätzchen (Weide) und am Nektar duftender Blüten des Schwarzen Holunders. Im Herbst tragen die Wildheckenpflanzen buntes Laub und leuchtende Früchte, wobei manche, da für den Menschen mehr oder weniger giftig, nur für Vögel verwertbar sind: Pfaffenhütchen (Spindelstrauch), Liguster, Roter Hartriegel, Feuerdorn.

Vitaminlieferanten mit kleinem Fußabdruck

Interessant ist für die Sammler und Verwerter von genießbaren Wildfrüchten deren ungewöhnlich hoher Vitamin C- und Provitamin A (ß-Carotin)-Gehalt, und das ohne langen Transportweg – der ökologische Fußabdruck wird nicht belastet!
Den folgenden Wildfrüchten können wir in freier Natur begegnen – und/oder sie noch besser in unseren Garten holen: Schwarzer Holunder, Heckenrose, Schlehe, Berberitze, Weißdorn, Dirndlstrauch, Haselnuß, Roter Holunder, Eberesche. So gibt es auch keine Eigentumsprobleme, wenn wir sie abernten.

Der schwarze Holunder - lebendige Apotheke

Holunderdolte

Eine Sonderstellung unter den Wildsträuchern nimmt der Schwarze Holunder ein, von dem alles verwendbar ist, von der Wurzel bis zur Blüte. Schon in prähistorischer Zeit scheint er überall verbreitet gewesen zu sein – bei Steinzeitausgrabungen wurden Kerne der dunkelvioletten Früchte gefunden. Mit der Seßhaftwerdung der Menschen fehlte wohl bei keiner Behausung der Holderbaum als lebendige Apotheke, vor der man respektvoll „den Hut abnehmen sollte“. Die Bauern weigerten sich, den Holderbusch zu fällen, da dies als Unheil bringend galt und auch Holunderholz zu verbrennen zog im Volksglauben Krankheit und Unglück nach sich.
Die Verwertung des Holunders ist heute in ländlichen Haushalten noch immer sehr beliebt, die großen weißen Blüten ergeben getrocknet den schweißtreibenden Fiebertee, aus den frischen Dolden stellt man Sirup und Sekt her, in Teig gehüllt werden daraus die beliebten Holunderküchlein (Hollerstrauben) gebacken. Der (gekochte!) Holundersaft aus den schwarzvioletten Beeren reinigt das Blut, erhöht die Ausscheidung der Nieren und wirkt schmerzstillend bei Gicht und Rheuma.
Die charakteristisch schmeckende Holundermarmelade wird noch besser, wenn sie mit Zwetschken und Birnen gemischt zubereitet wird.

Die Hagebutte - auch ein Tausendsassa

Die Heckenrose ist eine von 20 wilden Rosenarten, die früher an Laubwaldrändern und in den Gehölzstreifen zwischen Ackerflächen üppig gedeihen durften – heute gibt es sie durch die verbreiteten Rodungen leider viel seltener. Ihre Wurzeltriebe ergeben die Veredelung für hochstämmige Edelrosen – wenn ein Hochstämmchen beim vorwinterlichen Umbiegen zur Erde abbricht, sollte man Geduld zeigen: es wächst nämlich aus den Wurzeln eine wilde Heckenrose mit Tausenden intensiv duftender Kleinblüten und Minihagebutten heran – ein Fest für Bienen, Hummeln & Co.!
Die Verarbeitung von Hagebutten ist aufwändig, da sie von Stiel und Kelch befreit, geöffnet und von Kernen und Samenhärchen befreit werden müssen. In zwei Hälften geschnitten ergibt sie einen würzigen Tee; auch aus den Kernen kann man nach dem Trocknen und Abschütteln der feinen Härchen Tee bereiten. Aus Hagebutten läßt sich eine gesunde und bestens schmeckende Marmelade kochen, die als Brotaufstrich, Fülle für süße Bäckereien, bei Saucen für Wildgerichte und süßen Suppen (mit Kuchenbröseln zum Verdicken, Weißwein, Zucker und Zimt) Verwendung findet.